Die Höfe Grosse und Kleine Westhoff in Beckum
(Quelle: Hofgeschichten Westfälische Bauernhöfe im historischen Portrait von Gisbert Strotdrees)
dieser Artikel ist verfasst von Dr. Jörg Wunschhofer
Anno 1278 erwarb das Kloster Marienfeld vom Burggrafen zu Stromberg zwei Höfe in Vellern bei Beckum für 150 Mark.
Die beiden Höfe trugen fast den gleichen Namen nämlich Grosse Westhoff und Kleine Westhoff. Sie haben ihren Namen Westhoff erhalten, weil sie westlich der Kirche zu Vellern liegen. Beide Hofstellen, die umgräftet waren, liegen noch heute unmittelbar aneinander. Schon die Lage unterstreicht deutlich, dass sie ursprüglich aus einem Hof hervorgegangen sind. Aber das muss bereits vor jenem Verkauf von 1278 geschehen sein.
Von beiden Höfen waren die gleichen Steuerbeträge an den Landesherrn zu entrichten. Auch das Kloster Marienfeld verlangte von beiden Höfen ähnliche Beträge, wenn der Bauer starb, wenn eine neue Generation den Hof bezog oder wenn Kinder freigelassen wurden, sich als freikaufen mussten.
In den alten Kirchenbüchern und Urkunden ist nur schwer auszumachen um welche Hofbesitzer es sich handelte. So sind zum Beispiel in den Steuerlisten der Jahre 1498 und 1499 unter den Personen in Vellern ein Hermann und ein Johann Westhoff genannt, ohne dass gesagt werden kann auf welchem Hof der eine oder der andere lebte. Auch in den Protokollen des Klosters Marienfeld ist eine Unterscheidung der Familien kaum zu finden. Lediglich in einem Register von 1678 findet man die Hofinhaber mit dem Zusatz major oder minor. In den Kirchenbüchern von Vellern ist erst etwa ab dem Jahr 1780 ein solcher Namenszusatz vorhanden.
Auch unter den beiden Höen gab es verwandtschaftliche Beziehungen. So heiratete etwa Anna Kleine Westhoff 1673 Ludolph Große Westhoff. Einige Generationen später, 1819 kam es sogar zu einer Doppelhochzeit: Es vermählten sich Theodor Herman Grße Westhoff und Anna Gertrud Kleine Westhoff sowie Johann Stephan Kleine Westhoff und Maria Christina Große Westhoff. Teilweise wurden die Hofesinhaber der Westhöfe in der Vellerner Kirche beigesetzt. So lag das Grab des Steffen Kleine Westhoff, der am 18. Januar 1741 im Alter von 83 Jahren gestorben war auf dem Chor der Vellener Pfarrkirche. Vom Hof Große Westhoff ist uns die Hausmarke in einem Siegel des vom Hofe stammenden Beelener Pfarrers Johann Bernhard Westhoff aus dem Jahre 1784 überliefert.
Beide Höfe wurden durch den Dreißigjährigen Krieg drastisch in Mitleidenschaft gezogen. Am 19. Oktober 1634 wurde der vom benachbartem Hof Tentrup in Ennigerloh stammende Steffen Westhoff auf dem Hof Große Westhoff von schwedischen Soldaten erschlagen. Bis 1641 musste Johan Kleine Westhoff wegen der ständigen Überfälle immer wieder vom Hof in die Stadt fliehen. Er hatte in der Stadt Beckum eine sichere Zuflucht gefunden.
(Quelle: Hofgeschichten Westfälische Bauernhöfe im historischen Portrait von Gisbert Strotdrees, Dr. Jörg Wunschhofer)