Seniorenschwimmer - Gustav Fridolin Westhoff Veteran der Arbeit und des Sports

Veteran der Arbeit und des Sports (Artikel Generalanzeiger 1940)

Seniorenschwimmer in Wuppertal

Mit 80 Jahren noch eine volle Viertelstunde Brustschwimmen

Veteran der Arbeit und

des Sports

Er ist zwar achtzig Jahre, Doch schwimmt er

 immer noch.

Der in der Wittenerstraße, W.-Nächstebreck, wohnende Huf- und Wagenschmiedemeister i. R. Gustav Westhoff, beginn dieser Tage in bewundernswerter geistiger und körperlicher Verfassung seinen achtzigsten Geburtstag. Dazu hatten sich in der Oberbarmer Badeanstalt (jawohl, es stimmt schon, - in der Oberbarmer

Badeanstalt!) eine Anzahl an Gratulanten eingefunden: lauter Grauköpfe mit jungen Herzen, keiner unter siebzig an Jahren.

Der Achtzigjährige hatte sich nämlich anheischig gemacht, an seinem Geburtstage eine Viertelstunde Brustschwimmen durchzuhalten. Und er hat die Probe aufs Exempel glänzend bestanden; Schwimmeister Wüsthoff regiestrierte sogar sechzehn Minuten. Solch eine Leistung macht dem alten Herrn noch lange nicht jeder sechzigjährige Schwimmer nach. Er wurde dann auch gebührend beglückwünscht. Sein 77jähriger Schwimmkamerad, Herr Beil, aus W-Langerfeld, - der noch einen schneidigen Kopfsprung machte

und als alter Turner auch noch in Bodengymnastik seinen Mann stellt, - richtete dann an das Geburtstagskind eine kurze, markige Ansprache, die darin gipfelte, daß unser Leben siebzig, wenn es hoch kommt, achtzig Jahre währt, und wenn es, wie bei Westhoff, mühevoll und arbeitsreich war, ein köstliches Leben gewesen ist. Sichtlich gerührt über diese von Herzen kommenden Worte sprach Herr Westhoff dem Redner seinen aufrichtigen Dank aus. Und daß er den rechten Instinkt dafür hat, wie man bei solchen Gelegenheiten des Menschen Herz erfreut, erhellt aus der Tatsache, daß er aus seiner Badetasche einen vollen Literkrug edelsten Rheinweines hervorzauberte, jeden einzelnen der Altersgenossen zu sich in die Zelle winkte und ihm dort schmunzelnd ein gefülltes Kelchglas darbot, was nur zu gern genommen und auf das Wohl des "edlen Spenders" geleert wurde.

Es ist immer wieder erfreulich, zu sehen, wie der Sport den Menschen auch im hohen Alter noch elastisch und lebensfroh erhält: Der Schwimmpart ist hier wohl in erster Linie zu nennen. Wie wir leben ist kein Alter zu hoch, um ihm, allerdings in vernünftiger Weise, zu huldigen. Wie wir von Schwimmeister Wüsthoff hörten, kommen im Alter zwischen siebzig und achtzig regelmäßig noch zwölf Herren zum Schwimmen, und drei oder vier, die bereits die achzig überschritten haben.

Von Herrn Westhoff ist noch zu sagen, daß er als Huf- und Wagenschmied sein ganzes Berufsleben lang Schwerstarbeiter war. Als Siebenundzwanzigjähriger machte er sich mit erspartem Gelde selbständig und hat so als Meister in Fleiß und Tüchtigkeit fünfzig Jahre sein Handwerk ausgeübt, bis er sich vor Jahren zur Ruhe setzte. Dabei ist das Wort Ruhe bei ihm eigentlich gar nicht angebracht. Er macht nämlich heute noch vier- bis fünfstündige Fußtouren und steigt höchst eigenbeinig zum ...eigebeschneiden auf seine Obstbäume. Zu seinem grßten Schmerz fiel leider sein ältester Sohn, der einmal sein blühendes Geschäft übernehmen sollte, als Fahnenschmied 1914 im Weltkrieg.

Wir wünschen dem noch so rüstigen Veteranen der Arbeit und der edlen Schwimmerei weiterhin einen Straus von Lebensjahren in gleicher Frische und Bewegungskraft, wie er heute vor uns steht.

Quelle: Generalanzeiger W-Barmen von 1940